Meinung eines Amiga-Users
Meinung
"""""""
Wer glaubt, der Amiga sei jetzt bereits tot, der irrt
sich gewaltig. Entgegen der Annahme von vielen, hält der
Amiga noch weiterhin durch. Und das nicht zuletzt durch
seine treuen Amiga-User, die weiterhin zu ihrem Computer-
System stehen und auch weiterhin in ihren Amiga
investieren. Aber auch den Herstellern von Amiga Hard-
und Software ist es zu verdanken, daß der Amiga noch
lebt. Zwar sind Anbieter wie DTM abgesprungen und
GVP stellt keine Hardware mehr für den Amiga mehr her,
aber viele Anbieter lassen sich durch die derzeitige
Situation nicht beeindrucken.
Das ist verständlich! Denn den Amiga-Markt gibt so
leicht keiner her. Auf der Welt gibt es ca. 6-8 Millionen
Amigas. Der Markt lebt wie eh und je.
Bis heute ist noch keine Entscheidung in Sachen Commodore
gefallen. Es gibt keine Neurechner mehr, kein Werbung
für den Amiga und auch keine Entwicklung mehr. Die letzte
Commodore-Geschäftsstelle in Skandanavien ist bereits
geschlossen und die Entwickler sind entlassen worden. Wirklich
neue Rechner (keine gebrauchten!) sind nur verzeinzelt und zu
hohen Preisen zu haben. Es sind wahrscheinlich
Schwarz-Importe aus England oder Lagerbestände, die Händler
absichtlich zurückgehalten haben, da sie diese Situation
vorausgesehen haben. Wer etwas sucht und "um die Ecke herum"
nachfragt, der kommt sicher noch zu einem neuen A1200 oder
A4000. Beim CD³² sieht es da ein wenig anders aus. Commodores
Multimediaspielkonsole bekommt man noch relativ oft. Auch
das CDTV wird bei einigen Händlern für ca. 200,- DM
verkauft. Manche Händler versuchen es auch mit einer
neuen Masche: Sie kaufen gebrauchte Amigas auf und bauen
diese dann in Towergehäuse ein, warten die Amigas ein
wenig und verkaufen sie dann als neu. Not macht eben
erfinderisch!
Es ist doch erstaunlich: Selbst in den schweren Zeiten,
die der Amiga gerade durchmacht, gibt es noch eine
ziemlich große Nachfrage nach Amigas. Durch einige
Recherchen konnte ich in Erfahrung bringen, daß viele
Leute sich gerne einen Amiga zulegen würden.
Gehen wir doch jetzt ruhig einmal zur Hard- und Software
für den Amiga. Ich als Autor der Amiga-Seiten in
SAT.1 TEXT bekomme natürlich viel von dem mit, was so
bei den Herstellerfirmen abläuft. Was Rezensionsexemplare
angeht, werde ich von den Firmen zwar nicht mehr so gut
unterstützt wie noch vor ca. 4 Monaten (die Firmen sind
eben vorsichtiger geworden!), aber dennoch klappt die
Zusammenarbeit gut. Und was ich Monat für Monat
mitbekomme, daß ist schon erstaunlich. Neuerscheinungen,
Neuerscheinungen und nochmals Neuerscheinungen. Man
glaubt es kaum, aber es ist so. An Hard- und Software
Neuheiten für den Amiga mangelt es nicht. Man denke da
nur an Neuerscheinungen wie den SCSI-Controller Squirrel
für den A600 und A1200, der über den PCMCIA-Port läuft,
oder an Deluxe Paint 5, DOpus 5, PPaint 6.1,
Wordworth 3.1, Final Writer 3.1, MAXON Cinema 2.0 prof.,
die Präsantationssoftware Helm, Videosysteme und und und.
Ich finde, der Amiga-Markt ist kein einfacher Markt. Er
ist und hat etwas besonderes, was den anderen Märkten
speziell im Computerbereich fehlt: Flexibilität und
Ausdauer. Der Amiga-Markt und die Amiga-User passen sich
der Marktsituation immer hervorragend an. Sie werfen
auch nicht immer gleich das Handtuch, nur weil z. B.
die Herstellerfirma des Amigas pleite ist. Das zeichnet
den Amiga-Markt aus. Da ich mit sehr vielen Leuten in
Briefkontakt stehe und auch oft Leserbriefe zu den Amiga-
Seiten in SAT.1 TEXT bekomme, merke ich, daß viele
über längerem Zeitraum beim Amiga bleiben wollen. Viele
denken über einen Ausbau ihrer Amiga-Anlage nach, viele
wollen sich neue Software für den Amiga zulegen. Und das
hält den Markt am Leben. Solagen Nachfrage besteht, gibt
es auch ein Angebot. Das ist die einfachste kaufmännische
Formel der Welt.
An Organisation ist der Amiga-Markt unübertrefflich. Auf
keinem anderen Computersystem gibt es so viele Computer-
clubs, Veranstaltungen, Partys oder User-Treffen wie auf
dem Amiga. Dank solcher hervorragender Clubs wie den
APC & TCP, der dank der soliden Arbeit vom Andreas Magerl
immer professioneller wird, werden die Amiga-User
zusammengehalten.
Aber leidet belastet uns, die Amiga-User, das eine
leidige Thema: Commodore. Und die Zeit rennt uns leider
davon. So trauig es klingt und so intakt der Amiga-Markt
auch sein mag, die Zeit rennt uns davon. Andere
Computerhersteller wie IBM, Apple oder Compaq sind eben
leider die Marktführer in Sachen Computer. Sicher, der
Amiga hat in England noch einen Marktanteil von ca. 25 %,
in Australien, Italien, Kanada, Frankreich, Skandanavien
und Deutschland hat der Amiga auch noch einen gewissen
Marktanteil, aber er schrumpft eben. Und das dümmste ist,
wir können als Amiga-User nichts machen. Die Konkurrenz
schläft nicht, und bringt immer schnellere und bessere
Computer auf den Markt, die von den doofen DOSEN-Usern
auch noch gekauft werden.
Ich zitiere kurz jetzt einen Ausschnitt aus dem
Interview der AmigaPlus mit dem Commodore-Entwickler
Chris Ludwig: "In eineinhalb bis zwei Jahren, wenn
die PCs das können, was der Amiga heute kann, werden
wir bereits eine neue Generation haben!". Weiter sage
ich nichts dazu, jeder soll sich dazu selbst seine
Gedanken machen. Ich rate jedem, sich die Ausgabe
4/95 der AmigaPlus zu besorgen, denn in diesem
Interview erfährt man einige, zum Teil sehr
aufschlußreiche Dinge.
Die Verhandlungen um die Sterblichen Überreste um
Commodore sind noch am laufen. Und sie laufen leider
vermutlich noch lange weiter. Gründe? Fragt mich nicht.
Ich habe verschiedene Versionen, warum es so lange
dauert. Einige sind bekannt, von anderen wissen nur sehr
wenige. Ich will jetzt hier keinen Zeitraum nennen, bis
wann eine Entscheidung zu fallen hat. Nur, wenn es noch
einige Monate so weitergeht, dann nützt uns der intakte
Amiga-Markt und die Loyalität der Amiga-User gar nichts
mehr. Irgendwann bricht nämlich auch einmal der stärkste
Markt zusammen. Ich wollte, ich könnte es ändern. Wenn
ich könnte, dann würde ich vieles ändern, vieles!
Ich kann euch jetzt nur als Autor der Amiga-Seiten in
SAT.1 TEXT und als loyaler Amiga-Anhänger empfehlen,
wenigstens noch eine Weile zu warten. Denn vielleicht
geschieht ja eine Art Wunder, und schon ist wieder alles
im Lot. Sollte es wirklich dazu kommen, daß es mit dem
Amiga nichts mehr wird, dann kann ich euch nur raten,
nicht auf eine DOSE umzusteigen, denn ihr würdet euch da
sicher nicht wohlfühlen (ich wahrscheinlich auch nicht).
Für mich käme so ziemlich jedes Computersystem in Frage,
aber KEINE DOSE! Ich hasse diese Dinger, ich hasse
Bill Gates, ich hasse... GRR!
Tja, Leute, so ist das Leben, hart aber herzlich. Wir
müssen uns jetzt wieder als große Gemeinschaft bewähren
und trotz alledem weiterhin zum Amiga halten. Wer es
dennoch nicht lassen kann, der soll ruhig auf einen
anderen Computer umsteigen. Aber unter Umständen kann er
diesen Schritt sehr schnell bereuen.
Also, das (Amiga-) Leben geht weiter!
-------------------------
! !
! Amiga Forever!!! !
! !
! !
-------------------------
Stefan Wunner
"""""""""""""