Klasse 9, Latein-Arbeit Nr.1

Nr.1
(Tarquinius war nicht nur ein hochmütiger, sondern
auch ein grausamer König, unter dessen Herrschaft
nicht wenige Römer gewaltsam sterben mußten. Er
hatte 3 Söhne, Titus, Arruns und Sextus, und einen Neffen, Brutus)

Multis civibus morte affectis* Tarquinius rex omine horribili
territus est. Itaque cupiditas res futuras cognoscendi eum in-
vasit et Titum Arruntemque, filios suos, Delphos misit oraculum
consulturos. Tarquinio iubente una cum iis missus est Brutus,
consobrinus eorum, fratre Sexto autem Romae remanente*.
Filii, postquam mandata patris in templo Apollinis perfecerunt,
deum de sorte futura consuluerunt. Hic autem per Pythiam sacerdo-
tem respondit: "Imperium summum Romae, o iuvenes, ei erit, qui
ex vobis primus matrem osculo salutaverit."
Fratribus oraculum matrem suam Tulliam significavisse existiman-
tibus Brutus per simulationem ad terram cecidit eamque clam
osculo contigit. Intellexerat enim terram hominum omnium matrem
esse communem.
Imperio Tarquinii paulo post finito et rege in exilio pulso
Romani Brutum primum consulem rei publicae novae creaverunt.

HILFEN:
*morte afficere - (Vgl. honore afficere - ehren; was heißt also
                   morte afficere?)
omen, ominis n. - das/ein Vorzeichen
horribilis, e - greulich
consobrinus - Vetter/Cousin
*remanere - (Erinnere dich: Als die Kinder schwimmen gingen,
              blieb Polybius im Umkleideraum...) - zurückbleiben
per simulationem - zum Schein

ÜBERSETZUNG:
Nachdem viele Bürger getötet worden waren, wurde der König
Tarquinius von einem greulichen Vorzeichen erschreckt.
Deshalb drängte ihn das Verlangen, die Zukunft kennenzulernen
(wörtl: des Kennenlernens zukünftiger Dinge), und er schickte
Titus und Arruns, seine Söhne, nach Delphi, um das Orakel zu
befragen. Auf Befehl des Tarquinius wurde Brutus, ihr Vetter,
mit ihnen zusammen geschickt, während aber ihr Bruder Sextus
in Rom zurückblieb.
Die Söhne befragten, nachdem sie die Aufträge des Vaters im
Tempel Apollos ausgeführt hatten, den Gott über das zukünftige
Schicksal. Dieser aber antwortete über die Priesterin Pythia:
"Die oberste Herrschaft in Rom, o junge Männer, wird derjenige
haben, der von euch als erster die Mutter mit einem Kuß begrüßt
(wörtl: begrüßt haben wird)."
Während die Brüder meinten, daß das Orakel ihre Mutter Tullia
bezeichne, fiel Brutus zum Schein zur Erde und berührte diese
heimlich mit einem Kuß. Er meinte nämlich, daß die Erde die ge-
meinsame Mutter aller Menschen sei.
Nachdem die Herrschaft des Tarquinius bald darauf beendet worden
war und (nachdem) der König ins Exil getrieben worden war, wähl-
ten die Römer Brutus zum ersten Konsul der neuen Republik.