JWD – Janz Weit Draußen

Viele Warnungen hatten wir ja schon von vorigen Moretele-Reisenden mit auf den Weg bekommen: Dass man das Leitungswasser nicht trinken solle, dass man draußen nicht allein spazieren gehen solle, dass man bei den Unterkünften von Wellblechhütte bis Nobelvilla mit allem rechnen müsse. Doch wenig hatten wir in den bisherigen Unterkünften von diesen Extremen erlebt oder diese einfach nicht so bewusst wahrgenommen.

Im Nordosten des Kirchenkreises Moretele, wo sich die gleichnamige politische Gemeinde befindet, sind diese Zustände aber tatsächlich noch an der Tagesordnung. Vor jedem Haus thront ein privater Wassertank für die Wasserhähne im Haus, der Wasserdruck ist hingegen sehr bescheiden. Trinkwasser kommt ausschließlich aus Plastikflaschen und Heißwasser in 20-Liter-Eimern aus dem großen elektrischen Wasserkocher. Zur Dosierung dient eine gebrauchte 5-Liter-Dose mit angeschweißtem Henkel. Eine Zimmerdecke ist ebenfalls nicht selbstverständlich, stattdessen blickt man in manchen Häusern und vor allem in Kirchen direkt durch auf Dachstuhl und Wellblechdach. Und hohe Metallzäune rund um die Grundstücke gibt es sowieso überall.

Vom Pfarrhaus des Mosetlha Parish, Makapanstad, sind wir am Abend durch die Nachbarschaft spaziert. Es gibt eine Grundschule, freilaufende Kühe, Ziegen und nun auch Hunde, sowie weite leerstehende Flächen.

Auf dem Friedhof durften wir die Grabbeigaben bewundern: Teller und Tassen sind in die Erdhügel auf den Gräbern gesteckt, für den Fall, dass die Toten nachts aufsteigen und ein Mahl halten wollen. Zwischen den Gräbern tun sich Erdlöcher auf, von Termiten oder anderen Insekten. Manche Gräber sind mit Plastikblumen geschmückt, viele Gräber tragen improvisierte Kreuze und Namensschilder. Auch ein paar deutsche Gräber mit Steinkreuzen sind zu finden.

Viele Taxibusse fahren unterdessen an uns vorbei, sie fahren nach ihrem eigenen Plan und regeln den örtlichen Nahverkehr; das jeweilige Fahrtziel ist allerdings keiner Schautafel, sondern nur den Hupsignalen zu entnehmen. Im Zweifelsfall heißt es also: Warten, bis das passende Gefährt vorbeikommt.