Der Papst ist tot

Nach dem Ende von 16 Jahren Helmut Kohl als Bundeskanzler durch den Regierungsantritt der SPD ist dies nun für einen hierzulande in den 1980ern Geborenen wie mich die zweite große Wende. Eine Wende auf kirchlicher Seite. Beschäftigt hat mich Johannes Paul II. bisher weniger, denn ich bin evangelisch. Wer war dieser Mann und welche Position nahm er ein? Darüber möchte ich mir beim Schreiben dieser Zeilen Klarheit verschaffen.

Unter dem Namen Karol Wojtyla wurde der letzte Träger des Papstamtes am 18. Mai 1920 in Wadowice (Polen) geboren. Er erwarb einen Professortitel in Philosophie und wurde (wohl nach längerer kirchlicher Laufbahn) 1964 zum Erzbischof von Krakau. (Ein Erzbischof steht über mehreren Bistümern und deren Bischöfen.) 1967 folgte der Kardinalstitel. (Kardinäle werden vom Papst ernannt und sind die höchsten Würdenträger direkt nach dem Papst. Ihre Zahl ist derzeit nicht begrenzt.) Im Jahre 1978 ließ er sich zum Papst wählen, nachdem sein Vorgänger Johannes Paul I. bereits nach 33-tägiger Amtszeit verstorben war. Verschwörungstheorien blieben nicht aus. Als Johannes Paul II. wurde er zum ersten nicht-italienischen Papst seit 1523. Trotz schwerer Verletzungen nach einem Attentat 1981 auf dem Petersplatz in Rom blieb er seinem Amt noch viele Jahre bis zu seinem natürlichen Tode in der Nacht vom 02. zum 03. April 2005 treu.

Was aber hat es mit dem Papsttum auf sich? Der Papst ist als Bischof von Rom das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Jesus Christus ernannte einst den Apostel Petrus zu einer Art Stellvertreter (vgl. Matth. 16, 18). Da Petrus in Rom starb, gilt der römische Bischof als sein Nachfolger. In frühen Jahren wählten Klerus und Volk (von Rom) diesen Bischof direkt. Seit 1059 sind nur noch die Kardinäle wahlberechtigt, das Volk konnte die geschehene Wahl höchstens ablehnen. Weitere Reformen nahmen dem Volk jegliche Möglichkeit zur Mitbestimmung und brachten die Papstwahl in ihrer heutigen Form hervor: Spätestens am 18. Tag nach Tod oder Abdanken des Papstes wählen die Kardinäle, die noch nicht 80 Jahre alt sind (diese Gruppe nennt sich Konklave), den neuen Papst, welcher eine 2/3-Mehrheit der gültigen Stimmen erhalten muss. Nach wie vor ist jeder Katholik wählbar, auch ein Laie.

Der Papst ist außerdem Landesherr des unabhängigen Kirchenstaates, dem Vatikan. Das Gebiet um diesen in Rom befindlichen Hügel war ursprünglich ein Friedhof, auf dem auch Petrus nach seiner Kreuzigung sein Grab gefunden haben soll. Ab 1377 wurde er zum Standort der päpstlichen Residenz ausgebaut. 1506 begann der Bau der Peterskirche, welche die dort im 4. Jhd. zu Petrus Ehren durch Kaiser Konstatin gebaute Basilika ablösen sollte. Die Vatikanstadt besteht seit 1929 als souveräner Staat. Sie umfasst über Rom verteilt ein Gebiet von insgesamt 0,44km2 und hat rund 1000 Einwohner. Neben dem Druck von Briefmarken werden eigene Münzen geprägt, wobei man sich bis zur Einführung des Euro der italienischen Lira als Währung bediente.

So, nun wissen wir Bescheid über einen Mann und sein Amt. Seltsam nur, dass man den Papst trotz seinem menschlichen Ursprung als unfehlbar ansieht. Das wurde 1870 sogar schriftlich als Dogma festgehalten. Doch können wir nun einmal auf den Nachfolger gespannt sein. Wird es nun kirchliche Veränderung geben? Oder bleibt alles beim "alten"?

Manuel Haim, 05-Apr-2005

Quellen:
Das neue große farbige Lexikon, Niedernhausen/Ts. 1988
Multimedia Lexikon 2000, Ottobrunn 1999

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