Predigtstil(l)e

Den Abend verbringen wir in der Itsoseng Congregation, Mabopane East Parish, Soshanguve. Hier haben Mitglieder der Young Adults League des Kirchenkreises schon seit 8:00 Uhr früh das Kirchengebäude neu gestrichen. Zur Feier des Tages gibt es einen Abendgottesdienst und ein Abendessen, dem wir uns natürlich gern anschließen.

In der Kirche bekommen wir Ehrenplätze in der ersten Reihe. Es werden viele Lieder gesungen, natürlich auswendig und mehrstimmig. Dann folgt die Predigt, allerdings für unsereins recht ungewöhnlich: Die Prediger schreien förmlich, und zwar minutenlang, bevor sie ihr Geschrei kurz für ein paar ruhige Worte oder ein Lied unterbrechen. Dann schreien sie wieder weiter, was durch die fremde und für uns unverständliche Sprache nur umso bedrohlicher wirkt. Lange halte ich dem nicht stand, ich muss den Kirchenraum verlassen.

Eine Pfarrerin sieht draußen nach mir und klärt mich schließlich auf, dass es in den verschiedenen südafrikanischen Kirchen drei verschiedene Predigtstile gebe, die sie als „comforting“, „charismatic“ und „revival“ bezeichnet. Der Comforting-Stil werde z.B. bei Beerdigungen eingesetzt, locke aber niemanden mehr in die übrigen Gottesdienste. Meist werde daher eher charismatisch gepredigt. Und dann sei eben mancherorts der Revival-Stil verbreitet, den wir heute erleben durften, bei dem die Worte – vom Geist Gottes getrieben – nur so herausgeschrien werden und Veränderung bewirken sollen.

Nach gut zwei Stunden ist der Gottesdienst vorüber. Im Hintergrund erklingen die Trommeln von einem Trommelfestival, während wir Hühnchen, Bratwurst und Pap (Polenta) mit scharfer Soße zu uns nehmen.