Eine spontane Reise ist zugleich auch immer eine Flucht aus dem Alltag. Was nehme ich mit, was lasse ich hinter mir? Und wo will ich überhaupt hin?
Nach nunmehr sechs Monaten Corona-Pandemie war es endlich einmal wieder an der Zeit: Ein paar Tage Erholungsurlaub standen an – und das Home-Office durfte ich getrost hinter mir lassen. Also nichts wie ’raus ans Meer! Und auf andere Gedanken kommen. Aber wohin genau? Die See(h)nsucht hatte mir schon längst die Nordsee ins Herz gemeißelt, und ein kurzer Blick nach möglichen Unterkünften brachte mich bald auf ein konkretes Ziel: Die Hafenstadt Husum.
Vor drei Tagen buchte ich also Ferienhaus und Zugticket; am heutigen Morgen vor der Abreise wurden noch die nötigsten Sachen gepackt, und dann konnte es mittags auch schon losgehen: Sechs Stunden mit Mund-Nase-Bedeckung (ohne Umstieg) im IC der Deutschen Bahn. Puh! Die Zugfahrt selbst war allerdings vergleichsweise angenehm, da der Zug nur knapp zur Hälfte belegt war. Auch der Mundschutz störte mich nicht merklich, außer vielleicht zwischendurch beim Trinken oder beim Verzehr der noch am Bahnhof vom Bäcker ergatterten Mahlzeiten. Tatsächlich trugen ihn aber ausnahmslos alle Anwesenden ohne Murren.
Im Vertrauen auf die gut strukturierte Touristik-Website der Stadt Husum wollte ich während der Fahrt eigentlich noch mein Tagesprogramm fertig zusammenstellen – doch da hatte ich die Rechnung wohl ohne die deutschen Mobilfunkanbieter gemacht: Im ländlichen Raum zwischen den Bahnhöfen war die Telefon- und Internetverbindung nämlich oft nur mäßig bis gar nicht nutzbar, jedenfalls kaum unterbrechungsfrei (warum hat das nur 2019 in Südafrika so viel besser geklappt?!). So mussten zwischendurch doch wieder Zettel und Stift herhalten, und ich behalf mir, indem ich während der Zughalte in den Bahnhöfen telefonierte, um die coronabedingt nötigen Reservierungsanfragen zu tätigen.
Die übrige Zeit verwendete ich dann zum Lesen, Schlafen, Essen, Sinnieren und aus dem Fenster gucken: Kassel, Göttingen, Hannover, Uelzen, Hamburg, Itzehoe. Und viel Landschaft. Man merkte förmlich, wie das Land flacher und der Wind stärker wurde: Windmühlen und Solarpaneele, so weit das Auge reicht.
Unscheinbar näherte sich schließlich der Bahnhof Husum und mein erster Abend in dieser beschaulichen Hafenstadt – aber dazu im nächsten Beitrag mehr.