Zum Tee bei der Deutschen Botschaft

Deutsche Botschaft, Groenkloof, Pretoria

Zu einer besonderen Audienz waren wir nach Pretoria eingeladen – und wurden dort bereits mit wolkig-kühlem, typisch deutschem Wetter begrüßt.

Etwa 110 Leute arbeiten in diesem formstabilen, erst im Jahr 2016 eingeweihten Gebäude

Anderthalb Stunden lang durften wir mit dem Deutschen Botschafter und einer Mitarbeiterin sprechen, die uns die gesellschaftlichen Probleme Südafrikas aus ihrer Sicht wie folgt erläuterten:

Die vorherrschende Xenophobie, also die Feindlichkeit Fremden gegenüber, liege vorrangig darin begründet, dass die Flüchtlinge mit den Armen um dieselben Ressourcen und Märkte konkurrieren. So seien z.B. die Somali untereinander sehr gut vernetzt und können an ihren Verkaufsständen bessere Preise anbieten als die meist nur für sich allein wirtschaftenden Südafrikaner.

Kirchliche Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser seien ein wichtiger und willkommener sozialer Baustein, da sich die Regierung darum selbst kaum kümmere. Die hohe Effizienz, mit der die Kirchen diese Einrichtungen betreiben, sei beispiellos.

Außerdem bestehe keinerlei Chancengleichheit zwischen Arm und Reich. Die einzigen Aufstiegschancen der armen Bevölkerung lägen bisweilen darin, entweder eine eigene Kirche zu gründen (mit zahlenden Mitgliedern, versteht sich) oder sich in der politischen Partei „African National Congress“ (ANC) zu engagieren.

Auch sei die während der Kolonialzeit und Apartheid praktizierte Trennung in Schwarze und Weiße noch aufzuarbeiten. In der Regel dauere eine Wiedergutmachung aber mindestens ebenso lange wie die Zeit der Unterdrückung – das wären im vorliegenden Fall über 300 Jahre! Noch heute stehen ca. 30 Millionen außerhalb der Städte wohnenden Schwarzen, die tagtäglich zur Arbeit pendeln müssen, ca. 5 Millionen Weiße in den Städten gegenüber.

Ein spannender Vormittag! Nach einer kurzen Diskussionsrunde verabschiedeten wir uns schließlich und sammelten an der Schleuse unsere elektronischen Geräte und Ausweisdokumente wieder ein.