Bei der Zeiteninsel in Argenstein (8 km südlich von Marburg) handelt es sich um ein seit 2010 entstehendes Freilichtmuseum, dessen Team die archäologischen Funde vom Kiesabbau und Straßenbau der näheren Umgebung wissenschaftlich aufarbeitet. Die Ergebnisse werden dort für Jung und Alt anschaulich vermittelt. Mehrmals im Jahr ist es für verschiedene Veranstaltungen geöffnet – und mit dem Rad über den Lahntalradweg bequem zu erreichen.
Ein natürlich wirkender Bachlauf und See säumen die Grenzen der Zeiteninsel, dessen Bauten und Ausstellungen von der Steinzeit über die Bronze- und Eisenzeit bis zur römischen Kaiserzeit reichen. Beim diesjährigen Jahres-Event „Geschichte(n) erleben“ ist wieder viel los. Hier und da brennt ein Feuer, es wird Stockbrot gebacken und auch mit dem Bogen geschossen. Menschen in historischen Gewändern vermitteln Wissenswertes über Werkzeug, Schmuck und Arbeitstechniken der jeweiligen Epoche. Das Angebot ist niederschwellig, aber sehr einladend und angenehm kurzweilig.
Eisenzeit
Die Rundreise beginnt in der Eisenzeit (800 v. Chr. – 500 n. Chr.). Schaustellerinnen und Schausteller präsentieren unter Zeltdächern ihre Waren: Fibeln und Gewandnadeln liegen aus, daneben Metallwerkzeuge zur Nagelpflege, Essbesteck für Grillgut und Holzstäbe mit Nieten zum Rückenkratzen. Eine breite, antik bemalte Weinschale (ein Trinkgefäß) aus Keramik zeigt einen Griechen mit einem großen Weinkrug. Nebenan kann man Freundschaftsbändchen und Lesezeichen erwerben oder selbst weben, außerdem sind große Bündel mit bunt gefärbter Ziegenwolle erhältlich.
Bronzezeit
Eine Station weiter befinden wir uns schon in der Bronzezeit (2200 – 800 v. Chr.). Ein kleiner hölzerner Pfahlbau mit Holzdach dient als trockener Speicher. Im Holzverschlag nebenan ist Bronzeguss zu sehen. Ein größeres Haus mit aus Weiden geflochtenen Wänden und reetgedecktem Dach beherbergt einen Wohnbereich mit Feuerstelle und einen Stallbereich, heute mit Ausstellung zu verschiedenen Textilien und Textiltechniken.
Jungsteinzeit
Jungsteinzeitliche Siedlung Ein Zelt voller Felle Feuerstelle im Haus Schlafgemach mit Fell Lehmofen
Die Jungsteinzeit (ca. 6000 – 3000 v. Chr.) präsentiert sich mit Fellen sowie steinernen und knöchernen Werkzeugen und Gefäßen. Es gibt schon geflochtene Körbe. Ein Langhaus mit hölzernen Wänden – teils mit Reetdach, teils mit Lindenrindenschindeln gedeckt – zeigt eine Schlafstätte, eine Feuerstelle und einen Lehmofen. Draußen wird mit Feuersteinen, einem Zunderschwamm (Pilz) und Rohrkolbensamen ein Feuer entfacht – erst beim zweiten Versuch gelingt es, ohne dass die Glut erlischt.
Mittelsteinzeit
Ein Abstecher zur Mittelsteinzeit (ca. 9600 – 6000 v. Chr.) zeigt einen Lagerplatz der Jäger und Sammler mit ihren notdürftig geflochtenen Behausungen. Sie sind mit Blättern und Zweigen bedeckt. Ein Feuer brennt. Fische werden mit Netzen gefangen und zur Haltbarmachung auf einem Gestänge getrocknet. Felle und Knochen von Klein- und Großwild zeugen von der Jagd. Außerdem werden Beeren und Haselnüsse gesammelt, letztere schließlich behutsam mit einem Holzknüppel geknackt.
Römische Kaiserzeit
Gute Stube zur Kaiserzeit Blühende Landschaft
Ein Sprung vorwärts in die römische Kaiserzeit (27 v. Chr. – 284 n. Chr.) macht die Entwicklung über die Jahrtausende sehr deutlich: Es gibt plötzlich bunte Gewänder und komfortabel eingerichtete Wohnstuben mit allerlei Möbeln und Gegenständen. Hier fühlt man sich schon fast zu Hause.
Bienen, Hausbau, Schafzucht
Bienenkörbe aus Lehm und Holz Eine Hauswand aus Weide und Lehm Holzlagerung Holzschindeln werden angebracht Weidende Schafe
Verschiedene kleine Nebenstationen geben weitere Einblicke: Eine Bienenzucht zeigt Bienenkörbe aus unterschiedlichen Epochen – ob aus Lehm mit einem eigenen Schutzdach, oder ganz modern aus Holz. An einem weiteren Unterstand sieht man, wie eine Wand aus geflochtenen Weiden und darauf geworfenen Lehm entsteht. Bei einer Hütte ist sichtbar, wie die Holzschindeln mit Holzdübeln an runden Dachlatten befestigt werden. Und eine eigene Schafherde sorgt für die Landschaftspflege sowie Wollnachschub.
Abschied
Eine Tasse als Souvenir Mirabellenkuchen und Cappuccino
Zum Abschied gönnte ich mir am Info-Stand noch eine Zeiteninsel-Tasse und ließ den Nachmittag im benachbarten Café Zeitlos bei einem Stück frischen Mirabellenkuchen mit Sahne und Cappuccino ausklingen, bevor es mit dem Rad gemütlich nach Hause ging. Mmh!
Weitere Informationen: https://www.zeiteninsel.de