Heute sind wir wieder viel unterwegs und besuchen verschiedene privat geführte soziale Einrichtungen.
Bereits auf dem Weg gibt es einiges zu entdecken; insbesondere die Zahl der Wellblechhütten-Siedlungen ist doch größer, als wir zunächst dachten. Das liegt wohl auch daran, dass jedem Bürger Südafrikas kostenlos ein Stück Land, vier Wände und ein Dach zur Verfügung gestellt werden; wer dann umzieht, nimmt seine Behausung einfach mit. Für alles weitere wie Verpflegung und Kleidung muss allerdings jeder selbst sorgen.
Die Arbeitslosigkeit liegt bei fast 30%, dementsprechend versuchen sich viele Leute durch Straßenverkäufe, als Parkplatzeinweiser, durch vielfältige andere Dienstleistungen oder aber durch kriminelle Machenschaften über Wasser zu halten. Und selbst mitten auf den viel befahrenen Straßen und Kreuzungen spazieren Menschen mit ihren Taschenläden von Autofenster zu Autofenster und preisen ihre Waren an.
Einer unserer Gastväter hat sich nach dem Jobverlust vor 15 Jahren eine eigene Wachtelfarm aufgebaut und beliefert die umliegenden Hotels mit in Salz eingelegten Wachteleiern. Andere ziehen weiter, eröffnen kleine Friseurstuben und Werkstätten oder arbeiten im Schichtbetrieb in den vielen Kalk-, Gold- und Platin-Minen in der Umgebung.
In Klipgat wartet ein Old Age Home auf unseren Besuch; hier verbringen fünf Frauen und acht Männer mit Demenz und anderen Gebrechen ihren Lebensabend.
In Südafrika hat jeder Bürger ab einem Alter von 60 Jahren Anspruch auf eine minimale Rente (die gerade einmal für die Ernährung reicht), auch wenn er oder sie nie gearbeitet hat. Private Altersheime können sich staatlich anerkennen lassen (und die staatlichen Renten beziehen), sofern sie mindestens zehn Personen beherbergen.
Da die nächste Einrichtung in der Gegend unseren Termin abgesagt hat, fahren wir wieder in die Stadt und besuchen stattdessen die Medicos Special School, eine von Unternehmen geförderte Schule für Personen mit Autismus und anderen geistigen Einschränkungen.
Zu den vermittelten Fertigkeiten zählen z.B. Gartenbau, Schweißarbeiten, Computernutzung, Textil- und Tassendruck. Studenten der naheliegenden Universität absolvieren hier außerdem Praktika und üben den Umgang mit den Schülern. Wir sind von Zustand und Qualität dieser Schule sehr beeindruckt.
Es gibt allerdings nur wenige solcher Fördereinrichtungen im Land, und die wenigen sind kaum bekannt – wohl auch, weil sie jetzt schon gut ausgelastet sind.